Freitag, 21. November 2014

Wider das Vergessen | Lucky Friday

Hallo zu meiner freitäglichen Blogparade, dem


Jeden Freitag möchte ich auf die vergangene Woche zurückblicken und etwas festhalten, das mich glücklich gemacht hat oder wofür ich mich glücklich und dankbar schätze.

Ihr seid herzlich eingeladen, teilzunehmen. Verlinkt euren Post zu eurem eigenen persönlichen Lucky Friday unter meinem Beitrag. (Bitte den direkten Link auf den Post und nicht den allgemeinen Link zu eurem Blog.) Momentan geht das nur per Link in einem Kommentar. Ich bemühe mich aber um eine andere, schickere Lösung. Und bitte verweist auch in eurem Post auf meinen Blog und den Lucky Friday als Blogparade. Dankeschön!

Nun zu dem, wofür ich mich in der vergangenen Woche glücklich schätze: Am Sonntag war Volkstrauertag. Nun werdet ihr euch sicher fragen, wie dieser Tag für mich das sein kann, wofür ich besonders dankbar bin? Ich möchte es euch erklären und hoffe, ihr versteht mich danach besser.

Glücklich macht mich nicht die Tatsache, dass wir einen solchen Tag in unserem Land brauchen. Einen Tag, an dem wir der vielen Opfer von Krieg und Gräueltaten gedenken. Natürlich wäre es mir lieber, wenn wir alle in Frieden und Harmonie leben würden. Wenn Menschen sich nicht gegenseitig immer wieder schlimme Dinge antun würden. Oder wenn sie zumindest aus den Fehlern der vorigen Generationen lernen würden.

Aber das ist leider nicht die Realität. Wir leben in einem Land, das in zwei der schlimmsten Kriege verwickelt war. Kriege, die so schlimm und weitreichend waren, dass man sie sogar als Weltkriege bezeichnen muss. Wir leben in einem Land, in dem vor 75 Jahren eine schreckliche Ära begann, die Taten, Denkweisen und Ideologien hervorbrachte, die man sich in ihrer Grausamkeit kaum vorstellen kann. Und wir leben in einer Zeit, in der jeden Tag auf der ganzen Welt tausende von Menschen leiden und sterben müssen, weil sie anders aussehen, anders denken oder anders glauben als die, die an der Macht sind. In einer Zeit, in der Menschen sich selbst in die Luft sprengen, um anderen möglichst großes Leid zuzufügen. Die Methoden, Wege und Propagandamittel haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten geändert, aber die grundsätzliche Grausamkeit und Unmenschlichkeit bleibt.

Was also ist für mich das Glück an diesem Volkstrauertag?

Ich bin froh und dankbar, dass wir mit diesem Tag gegen das Vergessen ankämpfen. Dass wir uns jedes Jahr daran erinnern, was in unserem Land passiert ist, was unsere Väter und Großväter erleben mussten. Dass wir uns zumindest an einem Tag im Jahr bewusst machen, wie viel Unrecht schon passiert ist und leider auf der Welt auch immer noch passiert. Ich bin dankbar, dass wir dazu ermahnt werden, nicht wieder die gleichen Fehler zu begehen. Ich bin glücklich, dass unser Land heute im politischen Frieden lebt. Dass wir seit 25 Jahren in einem vereinigten Deutschland leben, das in einer weitestgehend friedlichen Revolutionsnacht wieder zusammengefügt wurde. Ich bin glücklich, dass ich nie von Panzern geweckt wurde, die durch die Straßen rollten. Dass ich nie Angst vor feindlichen Soldaten haben musste, die plötzlich vor der Tür stehen konnten. Dass ich mich nie mitten in der Nacht mit meiner Familie voller Todesangst in einem Luftschutzbunker verstecken musste. Ich bin glücklich, dass ich eine Heimat habe, aus der ich nicht vertrieben wurde und in die ich immer wieder frei und unbeschwert zurückkehren kann.

Ich bin glücklich und unbeschreiblich dankbar, dass mein Großvater, der als junger Bursche an der russischen Front Schreckliches erleben und in russischer Gefangenschaft jahrelang um das tägliche Überleben kämpfen musste, schließlich doch wieder heimkam. Dass er meine Oma kennengelernt hat und mit ihr die Familie gründen konnte, ohne die es mich heute nicht geben würde.

Es ist so unglaublich wichtig, dass wir nicht vergessen. Auch wenn meine Generation und noch viel mehr die folgenden Generationen zeitlich immer weiter weg rücken von diesen schlimmen Geschehnissen in unserem Land. Auch wenn die Zeitzeugen langsam wegsterben und uns bald nur noch Bücher, Filme und historische Dokumente von dieser Zeit erzählen. Dieses Gedenken darf nie aufhören. Und wir müssen es immer auch als Mahnung verstehen. Als Mahnung, wie schnell aus einem friedlichen Land ein Kriegsland werden kann. Als Mahnung, wie sehr dieses kranke Gedankengut die Seelen und das Leben von Menschen vergiften kann. Als Mahnung, dass wir es in der Hand haben, es anders und besser zu machen.

Ich bin glücklich, dass es heute Widerstand gibt gegen die Menschen, die in diesem kranken Gedankengut immer noch das Ziel sehen, die sich selbst und andere mit Intoleranz, Hass und Dummheit vergiften. Ich bin glücklich, dass sich das heutige Deutschland gegen diese Ideologien wehrt. Auf eine friedliche Weise. Wie zum Beispiel bei der Aktion "rechts gegen rechts" in Wunsiedel, bei der aus einem propagandistischen Trauermarsch von Neonazis ein unfreiwilliger Spendenlauf für den Ausstieg aus der Neonaziszene wurde. Ich finde es genial, wie man diesen verblendeten Idioten die Hörner aufsetzt und ihre eigene Aktion gegen sie selbst ausspielt. Friedlich, clever, wirkungsvoll! Dafür meinen größten Respekt und ein herzliches Dankeschön an die Organisatoren!



Ich hoffe, ihr versteht jetzt nach diesen Erklärungen, warum ich für diesen Volkstrauertag dankbar bin und mich glücklich schätze, dass es ihn gibt.

Immanuel Kant sagt einmal: Der Friede muss gestiftet werden, er kommt nicht von selber.

Also lasst uns alle Friedensstifter sein. Jeden Tag in unserem direkten Wirkungskreis. Wir können als Einzelner nicht die Welt retten, aber wir können das Miteinander im Kleinen besser machen und für uns und unsere direkten Mitmenschen Frieden stiften. Und irgendwie machen wir die Welt damit ja dann doch ein bisschen besser, oder?

Einen guten Start ins Wochenende wünscht euch

Claudi
Mrs. Always Right

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