Dienstag, 13. Januar 2015

Unser neuer alter Schrank

Auch wenn ich mich über meine fotodokumentarische Inkonsequenz ziemlich ärgere, muss ich euch einfach von unserem tollen neuen alten Schrank berichten.

Unser neuer alter Schrank

Als Mr. Right und ich recht frisch zusammen waren, räumten wir die ehemalige Werkstatt seines Vaters aus, die sich in einem noch ehemaligeren kleinen Waschhaus befand. Die Hintergründe wären zu kompliziert zu erklären - nehmt es einfach als Information so hin wie es ist. :) Dabei stießen wir nicht nur auf allerhand Kuriositäten, sondern auch auf einen alten Schrank. Grün lackiert und innen ziemlich versifft, da er jahrelang als Lagerort für diverse Lacke, Lösungsmittel und andere undefinierbare Flaschen und Dosen diente. Der Plan: Raus damit und ab zur Umladestation (=Müllkippe). Beim Heraustragen des grünen Monstrums kamen Mr. Right und unser lieber Helfer dann gewaltig ins Schnaufen und Schwitzen - denn der Schrank war aus Massivholz. Eigentlich schmeißt man sowas nicht einfach weg. Wir zogen eine gute Freundin zu Rate, die gelernte Schreinerin ist. Ihr Angebot, den Schrank bei ihr auf dem Hof im ungenutzten Stall unterzustellen und ihn dann bei Gelegenheit mit ihrer Hilfe und ihren Anweisungen herzurichten, nahmen wir gerne an.

So, und dort verbrachte der Schrank nun einige Zeit, bevor wir uns im Herbst dann mal an das Projekt wagten. Ich hatte schon einmal direkt nach dem Abi einen alten Schrank abgelaugt und abgeschliffen, der momentan (noch) in meinem alten Jugendzimmer als Bücherschrank steht. Doch dieser Fall sah etwas anders aus, denn die Feuchtigkeit, die der Schrank in dem alten Waschhaus von unten und von hinten abbekommen hatte, war nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. Die Rückwand und der Boden samt Füßen waren hinüber. Die liebe Freundin versprach uns aber, beides zu ersetzen. Ebenso die versifften Einlegeböden.

Leider habe ich kein "Vorher"-Foto. Der Vorher-Nachher-Effekt wäre phänomenal! :)

Der erste Schritt bestand darin, die geschätzten fünf Schichten verschiedener Lacke abzubekommen. Dazu bearbeiteten wir alle Teile ausgiebig mit einer Laugenlösung und schrubbten den sich auflösenden Lack anschließend ab. Dabei stellte sich heraus, dass die schönen Verzierungen der Kassettentüren nicht wie befürchtet aus aufgeklebtem Gips bestehen, sondern tatsächlich Holzschnitzerein sind. Der Holzwurm hatte sich daran zwar schon sichtbar zu schaffen gemacht, aber das verleiht so einem alten Schrank schließlich erst sein besonderes Flair.

Unser neuer alter Schrank

Beim Ablaugen muss man höllisch aufpassen, dass man das Zeug nicht auf die Haut bekommt, denn diese beginnt sich dann so richtig schön abzuschälen. Also unbedingt Gummihandschuhe, lange Klamotten und am Besten sogar Arbeitsbrillen tragen. 

Nachdem das Holz wieder richtig durchgetrocknet war, ging es ans Abschleifen und Reparieren. Der Boden wurde weggesägt, sodass sämtliches beschädigtes Holz entfernt war. Ebenso die untere Zierleiste und eine kleine Ecke einer Seitenwand. In mühe- und liebvoller Kleinarbeit wurden diese Teile von unserer lieben Freundin ersetzt und sie machte uns zudem eine tolle Rückwand und Einlegeböden. Wir schliffen den Schrank und die Türen ab und beizten die neuen Holzteile, damit das frische Holz sich nicht leuchtend hell von dem alten Holz abhebt. Natürlich sieht man trotzdem noch einen Unterschied, aber das ist verkraftbar. Zum Schluss bearbeiteten wir den Schrank noch mit einer Bienenwachslasur, die dem Holz nicht nur eine wunderbare Farbe und einen schönen Glanz verleiht, sondern ihn auch noch sehr lecker duften lässt! :) Alles, was hier jetzt nach "bisschen" Handwerken klingt, wurde von unserer lieben Freundin sehr gewissenhaft, höchst professionell und an einigen Samstagen umgesetzt. Ohne ihr Fachwissen und ihre Werkzeuge wären wir komplett aufgeschmissen gewesen.

Während unseres Urlaubs im Oktober hatten Mr. Right und ich schon einmal die grauslige alte Schrankwand aus dem Esszimmer entfernt, um Platz für den Schrank zu machen, sobald er fertig werden würde. Auch das schreibt sich hier jetzt wesentlich einfacher als es tatsächlich war, da die zahlreichen Zwischenböden der Schrankwand alle aus durchgehenden 4-Meter-Brettern bestand. Diese alle unbeschadet durch die Tür, um die Ecke und durch den schmalen Flur zu bekommen, war gar nicht soooooooo unproblematisch. Aber wir haben es geschafft. Zuvor musste das ganze Geschirr und diverse andere Zeug aus dem Schrank verpackt und ein- bzw. zwischengelagert werden. Schlauerweise haben wir schon zu diesem Zeitpunkt überlegt, was nachher wieder in den neuen Schrank eingeräumt werden sollte. So konnten wir die Kisten sehr strukturiert einpacken, beschriften und lagern.

Unser neuer alter Schrank | Die alte Schrankwand

Unser neuer alter Schrank | Geschirr einpacken

Ich hatte dann die fixe Idee und das glitzernde Traumbild, dass der Schrank an Silvester bei uns im Esszimmer steht, wenn wir unsere Gäste empfangen. Dank des nicht-wieder-gutzumachenden Einsatzes der lieben Freundin hat das tatsächlich funktioniert! Am Abend des 30. Dezembers transportierten wir den Schrank im übelsten Schneegestöber mit einem alten Milchkannen-Schlitten zu uns! Zum Glück sind es nur ein paar hundert Meter und es geht den Berg hinunter! Es hat so gut geklappt, wie das wahrscheinlich keiner von uns erwartet hätte - und da stand er nun in voller Pracht in unserem Esszimmer! Unser neuer alter Schrank! :)

Mr. Right und ich haben gleich noch angefangen, ihn teilweise einzuräumen und waren ganz happy und beseelt, wie toll sich das Prachtstück in unserem Esszimmer macht! Die Silvester-Gäste waren auch ziemlich angetan und ich glaube auch ein bisschen beeindruckt, dass wir den selber (naja, mit viel fachlichem Beistand) restauriert haben.

Mittlerweile ist er soweit komplett eingeräumt. Er beinhaltet nun unsere Schnaps-, Whiskey- und Likörvorräte, Spezialgläser (Wein, Sekt, Schnaps, Whiskey, Glühwein...), Cocktail-Mix-Zubehör, die von mir öfter gebrauchten kleinen Weck-Gläser sowie Servietten und Tischdecken, Vasen, Schoko-Fondue und Mini-Wok. Solche Sachen eben.

Was noch fehlt, sind neue Beschläge für das Schloss. Aber da haben wir schon einen Tipp für ein Spezialgeschäft bekommen. Und über die Deko obendrauf muss ich mir noch Gedanken machen. Die jetziger Konstellation war eine schnelle Improvisation, wobei nicht mal sooo schlecht gelungen, finde ich. Meine Mama hat auf einem ihrer antiken Schränke ein schönes Arrangement mit einem alten Koffer. So einen haben wir auch noch irgendwo. In einer etwas ruhigeren Minute muss ich mir den mal genauer anschauen. Der könnte sich eventuell auf unserem schicken Schrank echt gut machen.

Unser neuer alter Schrank


Liebe Grüße von einer zugegeben ein bisschen stolzen

Claudi
Mrs Always Right

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